Selig seid ihr

„Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt“, so klingt der Beginn eines Liedes in meinem Kopf, während ich radle. Irgendwie passt das, denn auf Radltour reduziert sich alles auf das Wesentliche. Abends brauche ich einen Platz zum Schlafen und es gibt eine einfache Mahlzeit. Ich freue mich auf die Abkühlung, die ein Badesee nach einer anstrengenden Etappe verspricht. Umgeben bin ich von den Menschen, die mir am wichtigsten sind, und wir haben Zeit füreinander. Ich bin glücklich bei diesem einfachen Leben.
Vor der Tour kommt allerdings das Packen. Und wenn man, wie ich in den Pfingstferien, mit Fahrrad und Zelt unterwegs ist, ist das eine Herausforderung! Alles, was man einpackt, macht das Rad schwerer und die Tour anstrengender. Ich nehme mir jedes Jahr vor, das Gewicht noch weiter zu reduzieren. So wird das Packen fast zu einer geistlichen Übung. Was brauche ich wirklich? Und worauf kann ich getrost verzichten?
Je weniger Gepäck ich dabei habe, um das ich mich kümmern muss, desto freier bin ich. Unterwegs genieße ich die schöne Landschaft, durch die ich radle und sehe, wie sie sich verändert. Ich beobachte Raubvögel, sehe einen Hasen auf dem Feld, Störche, die hinter einem Traktor herlaufen und nach Futter suchen.
Auch die Begegnungen mit anderen Radlern sind spannend: da ist der junge Mann, der allein über die Alpen nach Verona fahren will, ein älterer Herr auf dem Rückweg nach Mecklenburg-Vorpommern, der mit dem Rad seinen Sohn in Österreich besucht hat, eine Familie mit zwei kleinen Kindern im Fahrradanhänger, und noch viele mehr.
Wieder daheim versuche ich das einfache Leben beizubehalten, auch in meinem Alltag die kleinen, einfachen Dinge zu genießen. Ganz bewusst einmal für fünf Minuten in der Sonne sitzen. Einen Cappuccino zu genießen. Das wunderschöne Alpenpanorama zu betrachten. Und vor allem, mir Zeit zu nehmen für Begegnungen mit Menschen. Und Zeit, Gott für all das zu danken, was mein Leben reich macht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Ferien- und Urlaubszeit, in der Sie die Belastungen des Alltags hinter sich
lassen können, offene Augen für die Schönheit unserer Welt, offene Herzen für die Menschen, denen Sie begegnen und ein Danklied auf den Lippen!
Ihre
Pfarrerin Sabine Sommer