Häufig habe ich diesen Wunsch zu Jahresbeginn gehört mit dem Nachsatz „… ein besseres als das letzte!“ Nach zehn Monaten sind wir alle zermürbt von der Pandemie. Gaststätten und Kulturbetriebe sind geschlossen, Urlaubsreisen und Tagesausflüge verboten; nächtliche Ausgangssperre, Kontaktverbote und Maskenpflicht nerven und belasten uns. Die Schließung von Schulen und KiTas erfordert Organisationsgeschick und pädagogisches Talent der Eltern, die häufig ja selbst im Homeoffice arbeiten. In zahlreichen Branchen müssen Unternehmer und Beschäftigte um ihre Zukunft bangen. Und viele kranke und alte Menschen leiden darunter, dass der Kontakt zu ihren Lieben so erschwert ist.
Das Virus lässt uns wieder spüren, wie schnell wir an unsere Grenzen kommen. Was wir sonst nur von plötzlichen Krankheiten oder schweren Schicksalsschlägen kennen, erfährt jetzt unsere Gesellschaft als ganze: Mit einem Mal liegt das ganze gemeinsame Leben lahm, und die gewohnten Sicherungsvorkehrungen sind dagegen nutzlos.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Der 121. Psalm lenkt unseren Blick auf die Grundlage unseres ganzen Lebens. Auch wenn all unsere selbstgesteckten Ziele und Pläne wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, bleibt die Kraft Gottes bestehen: die Liebe, die unser Leben von Anfang an trägt und uns zu Menschen macht, und die unser Leben erfüllt, wenn wir sie weitergeben an andere! Wir spüren sie auch in dieser Zeit, wenn wir Vertrauen, Freundschaft und Nähe erfahren trotz aller verordneten Distanz, überall, wo Menschen einander Hilfe leisten und sich gegenseitig unterstützen.
Verlieren wir also – trotz aller Belastungen und Probleme, mit denen wir derzeit umgehen müssen – nicht aus dem Blick, was wirklich über Glück und Gelingen unseres Lebens entscheidet: die Liebe, die wir bekommen haben und weitergeben dürfen, durch die Gott unser Leben erfüllt! In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein gesegnetes neues Jahr!
Ihr Pfarrer Florian Gruber