Pfingsten

Liebe Gemeinde,
Pfingsten – das dritte große Kirchenfest neben Weihnachten und Ostern hat seine Bedeutung im Jahresablauf weitgehend verloren. Kaum jemand versteht noch, was eigentlich gefeiert wird; und auch mit dem Heiligen Geist, dessen Fest Pfingsten sein soll, können die meisten Menschen nichts mehr anfangen.
Der Grund dafür ist vielleicht, dass der Heilige Geist viel mehr mit uns zu tun hat als Gott-Vater oder der Sohn Jesus Christus: Als Schöpfer ist Gott von uns so weit entfernt wie der Himmel von der Erde, in Jesus Christus begegnet er uns als Mitmensch. Wenn wir aber vom Heiligen Geist reden, geht es um das Wirken Gottes in uns selbst.
Verstehen und beschreiben kann man diese Gegenwart Gottes – wenn überhaupt – nur bildlich. So berichtet die biblische Pfingstgeschichte von einem Sturm und Feuer; an anderer Stelle wird der Geist Gottes mit einer Taube verglichen, die auf den Menschen herabfährt. Und das Dreifaltigkeitsbild aus Urschalling am Chiemsee aus dem 14. Jahrhundert bildet ihn – einmalig in der Kunstgeschichte – mit den Zügen einer Frau ab.
Doch was mit all diesen Bildern gemeint ist, begreifen wir nur, wenn wir auf unser eigenes Leben schauen. Denn der Geist Gottes zeigt sich an unserem Verhalten: Er ist am Werk, wo wir aus dem Vertrauen auf Gott heraus handeln, wo wir Mut und Hoffnung, Liebe und Vertrauen gegenüber anderen aufbringen.
Ohne diesen Heiligen Geist Gottes können wir zwar treue Kirchgänger sein und viel religiöses Wissen sammeln, aber unser Leben bleibt von Egoismus und Angst bestimmt. Um den Schritt vom Wissen zum Handeln zu gehen, brauchen wir die Kraft Gottes in uns – wie die Jünger damals an Pfingsten. Dieser Geist, der uns Kraft zum richtigen Leben gibt, ist nicht unsere Leistung, sondern Gottes Geschenk. Grund genug, das zu feiern – an Pfingsten!
Ein gesegnetes Pfingstfest wünscht

Ihr
Pfarrer Florian Gruber